Sketchbook – Rückzugsort oder Inspirationsquelle?
Was ist ein Sketchbook - und warum ist es so besonders?
Neben digitalen Sketchbook-Versionen, geht es mir in diesem Artikel um analoge Sketchbooks oder Skizzenbücher, also gebundene Papierseiten, die per Hand beschriftet oder bemalt werden. Solche analogen Skizzenbücher gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen, Größen und Qualitäten. Von Vorteil ist, wenn die Seiten nicht gar so dünn sind, sollten mal Aquarellfarben oder generell Wasser ins Spiel kommen. Aber in erster Linie sollte das Skizzenbuch aktiv benutzt werden und nicht aus Angst vor Fehlern, missglückten Zeichnungen oder Flecken ungenutzt im Bücherregal liegen bleiben.
Skizzenbücher sind der Ort an dem Gedanken bildlich oder schriftlich festgehalten werden können, ein persönlicher Raum oder Rückzugsort, in dem Erinnerungen, Eindrücke von Reisen, Beobachtungen und Gefühle ihren Platz finden, Kunstwerke entstehen und Momente dokumentiert werden.
So kann zum Beispiel ein Art-Journal wie ein Tagebuch helfen, den Tag Revue passieren zu lassen in Form von Bildern. Beispiele dazu findest du auf den Instagram Kanälen von Diana Meier-Soriat @dianasoriat, Tanja Werner @cube.w3, Kathrin Jebsen-Marwedel @illustratedjournal oder Samantha Baker @sdionbakerdesign.
Das Skizzenbuch ist für Kreative ein fester Bestandteil in ihrem kreativen Schaffen. Das ist der Ort, wo Neues ausprobiert wird, erste Skizzen entstehen, Ideen ihre Umsetzung finden, wo Fehler passieren dürfen und alles erlaubt ist und es keine Vorgaben von Außen gibt. Der Besitzer ist frei, das Motiv aus seiner Sicht umzusetzen, ohne genauen Maßstab, mit Farbgebung oder ohne, mit Eselohren, Wasserflecken und durchscheinender Vorzeichnung. Vor allem ist der kreative Weg und die Entwicklung gebündelt in einem Buch und verschwindet nicht auf losen Seiten.
Künstlerinnen, die einen Einblick in ihre Skizzenbücher gewähren sind zum Beispiel Ohn Mar Win @ohnmarwin, Carlotta Klee @carlottaklee, Nadine von @konfettirausch, Sophie von @the_modern_traditional, Shayda Campbell @shaydacampbell oder Erika Lamar @erikabeeswax.
Auswahl meiner Skizzenbücher.
Das Sketchbook – Rückzugsort oder Inspirationsquelle?
Wie bereits erwähnt, ist für viele Kreative das Sketchbook weit mehr als nur ein Ort zum Zeichnen – es ist ein persönliches Ideenarchiv, ein Spiegel ihrer Gedankenwelt, schön geordnet und nicht auf losen Papierbögen irgendwo in der Schublade verschwindend. Manch ein Künstler gibt Einblicke in seinen kreativen Prozeß. Andere wiederum sehen ihr Sketchbook als privaten Raum an, welchen sie nicht öffentlich teilen möchten. Im Folgenden schauen wir uns an, welche Vor- und Nachteile beide Seiten haben.
Offen teilen: Warum es sich lohnt, Einblicke zu geben – auch wenn nicht alles perfekt ist
Warum entscheiden sich viele Kreative ganz bewusst dafür, Einblicke in ihr Skizzenbuch zu geben – sei es über Instagram, YouTube oder im eigenen Blog?
Ein öffentlich geteiltes Sketchbook kann inspirieren. Es zeigt nicht nur fertige Werke, sondern auch den Prozess dahinter – und gerade das macht es so spannend. Skizzen, Farbstudien, kleine Missgeschicke oder spontane Gedanken werden sichtbar. Es entsteht ein glaubwürdiges Bild vom kreativen Arbeiten, das Mut macht: Nicht alles muss perfekt sein, um Wirkung zu haben. Der Künstler schafft Authentizität.
Darüber hinaus bietet das Teilen wertvolle Chancen: Man tritt mit anderen in Austausch, erhält Feedback, inspiriert Gleichgesinnte und motiviert sich selbst, dranzubleiben. Manche nutzen ihr Sketchbook auch gezielt, um ein kreatives Portfolio aufzubauen und berufliche Sichtbarkeit zu gewinnen.
Doch so offen das Teilen sein kann – es bringt auch Herausforderungen mit sich. Es könnte den Künstler unter Druck setzen, nur „schöne“ Seiten aus seinem Buch zu zeigen und auch das Vergleichen mit anderen Künstlern kann die unbeschwerte Freiheit des Zeichnens stark einschränken. Auch die Bewertung/Kritik von Außen kann herausfordernd sein, vor allem, wenn sie nicht wertschätzend ist und nicht konstruktiv.
Und sobald Bilder von Dritten unkontrolliert weiterverbreitet werden oder Ideen “geklaut” werden, kommt die Frage nach dem Urheberrecht auf und damit auch viel Ärger und Frust. Genau hier beginnt das Spannungsfeld, das viele kennen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre.
Kreativ Journal Fanie von feinesleben.com
Ganz privat: Kreativität im Verborgenen – und was sie so wertvoll macht
Dem gegenüber steht eine ebenso wertvolle Perspektive: das Skizzenbuch als Rückzugsort. „Hier bin ich ganz bei mir – das gehört nur mir.“ Für manche ist das Skizzenbuch ein geschützter Raum, fast wie ein Tagebuch – ein Ort, an dem Fehler willkommen sind, Gedanken ungefiltert bleiben dürfen und niemand von außen bewertet.
In einem privaten Skizzenbuch darf alles Platz finden: Kritzeleien, Farbtupfer, übermalte Stellen, unfertige Ideen, persönliche Notizen. Hier geht es nicht um Ästhetik oder Präsentation, sondern um Ausdruck, um Loslassen und Ausprobieren, Lernen und Wachsen. Diese Freiheit kann unglaublich befreiend sein– vor allem, wenn der Alltag laut, hektisch oder fremdbestimmt ist.
Ein privates Sketchbook bietet Raum zur Reflexion, kann therapeutisch wirken und die eigene Kreativität stärken, ohne dass man sich selbst oder andere beeindrucken muss. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Nur dich, dein Stift, deine Gedanken.
Wer sein Sketchbook für sich behält, schützt damit oft auch einen sehr sensiblen Teil seines kreativen Selbst – und genau das ist absolut legitim. Nicht alles muss geteilt werden, nicht alles ist für die Öffentlichkeit bestimmt. Manches darf einfach nur sein.
Zwischen Sichtbarkeit und Verborgenem: Gibt es ein Dazwischen?
Ich frage mich: Gibt es ein Dazwischen? Und ja, viele Kreative bewegen sich genau dort – mal teilen sie mutig ihre Seiten, mal bleiben ihre Sketchbooks geschlossen. So entsteht ein ganz eigener, individueller Umgang mit dem Skizzenbuch. Denn gibt es denn überhaupt DEN richtigen Weg oder die EINE Entscheidung?
Ich selbst und da bin ich mir ganz sicher - einige andere Kreative auch - haben nicht nur ein Skizzenbuch, das sie befüllen mit Ideen. Manch Einer hat ein privates Skizzenbuch, wobei er Werke aus einem anderen öffentlich teilt. Andere - wie ich - teilen nur bestimmte Seiten, etwa weil sie einen Weg des kreativen Schaffens verdeutlichen, oder weil man einfach eine bestimmte Emotion mit der Seite verbindet und diese gerne teilen möchte.
Ausgewählte Seite aus meinem Skizzenbuch
Wichtig ist vor allem eines: dass du ein gutes Gefühl hast, wenn du Seiten aus deinem privaten Sketchbook teilst. Denn auch die Inhalte deines Sketchbooks verändern sich, wachsen, sind vielleicht sogar widersprüchlich. Und das ist gut so. In einem Sketchbook darf es bunt, chaotisch, unfertig oder geordnet sein – mal für die Welt gedacht, mal nur für dich.
Denn genau diese Freiheit macht ein Sketchbook so besonders: Es passt sich dir an, nicht umgekehrt.
Welcher Typ bist du?
Vielleicht findest du dich in einem der beiden Typen wieder - öffentlich oder privat. Vielleicht bist du – wie ich – eine Mischung aus beidem. Ich selbst teile regelmäßig Einblicke aus mein Sketchbook, aber es gibt auch Seiten, die nur für mich bestimmt sind. Gekritzeltes, unfertige Ideen, Dinge, die einfach zu persönlich sind oder die ich nicht gelungen finde und deshalb auch nicht mit der Öffentlichkeit teilen möchte. Und diese Entscheidung liegt ganz alleine bei mir.
Und genau das ist das Schöne daran: Ein Sketchbook kennt keine Regeln. Du darfst es nutzen, wie du es willst. Manchmal ist es deine Bühne, manchmal dein Rückzugsort – oft beides. Und genau das macht es zu einem so wertvollen Begleiter auf deiner kreativen Reise. Dein Skizzenbuch ist dein eigener Ort, ohne Grenzen. Es hilft dir, dranzubleiben, dich weiterzuentwickeln und deine Gedanken in Farbe zu fassen.
Wenn du neugierig geworden bist, wie ein offenes Sketchbook aussehen kann, dann wirf gern einen Blick in meine Sketchbooktour. Und vielleicht inspiriert sie dich ja, dein eigenes Skizzenbuch zur Hand zu nehmen – ob öffentlich oder ganz für dich allein. Was eben für dich stimmig ist.
Nutze dein Sketchbook als das, was es für dich sein soll: Inspirationsquelle, Tagebuch, Experimentierfeld oder einfach kreativer Freiraum. Es darf chaotisch sein, laut, leise, persönlich oder öffentlich. Hauptsache, es ist deins.
Du willst mehr sehen?
Dann schau dir meine aktuelle Sketchbooktour an und lass dich inspirieren.
Oder starte direkt selbst – schnapp dir dein Sketchbook oder Block, ein paar Stifte und leg los. Es muss nicht perfekt sein. Nur deins.
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